Bevor die Autorin
Victoria Amelina vor wenigen Tagen von russischen Raketen getötet wurde, hatte sie in einem Essay über ihr Selbstverständnis als Ukrainerin geschrieben. Die Episoden, die
sie schildert, drehen sich um ihre kulturelle Identität sowie um die Frage, unter welchen Bedingungen grenzübeschreitende Solidarität möglich ist und unter welchen nicht. Besonders eindrücklich ist jedoch eine Begebenheit aus der Jugendzeit der Autorin in Moskau: "Mit fünfzehn gewann ich einen lokalen Wettbewerb und wurde ausgewählt, meine Heimatstadt Lemberg bei einem
internationalen Russisch-Wettbewerb in Moskau zu vertreten. Ich war begeistert, die russische Hauptstadt zu besuchen. Moskau fühlte sich für mich wie das Zentrum meiner Heimat an. Meine Bibliothek war voll mit russischen Klassikern, und obwohl die Sowjetunion fast ein Jahrzehnt zuvor zusammengebrochen war, hatte sich in der russischen Schule, die ich besuchte, oder im russischen Fernsehen, das meine Familie gewöhnlich sah, nicht viel geändert. Außerdem hatte ich nicht einmal das Geld, um die Ukraine zu bereisen, aber Russland war gerne bereit, in meine Russifizierung zu investieren." Das ändert sich jedoch in Windeseile, sobald sie Bekanntschaft mit dem russischen Mediensystem macht: "In Moskau bat mich ein berühmter Journalist von ORT, damals ein führender russischer Fernsehsender, um ein Interview in den Abendnachrichten. Ich fühlte mich geschmeichelt, ich kam mir vor wie ein Star. Die Journalistin begann mit einer höflichen Frage, wie es mir in der russischen Hauptstadt gefalle, ging aber schnell zu
ihrem eigentlichen Anliegen über. Wie unterdrückt fühlen Sie sich als russischsprachige Person im Westen der Ukraine? Wie gefährlich ist es, auf den Straßen Ihrer Heimatstadt Lwiw Russisch zu sprechen? Ich zuckte zusammen, als mir klar wurde,
dass ich gar kein Star war, sondern nur dazu benutzt wurde, Millionen von Zuschauern der Abendnachrichten zu manipulieren."
Simon Worrall ist ein
Freund der Eule und kann allen, die dem Tier gewogen sind,
Jennifer Ackermans Buch "What an Owl Knows" als gelungene Mischung aus Eulenforschung und kulturgeschichtlichen Anmerkungen wärmstens
empfehlen. Es belegt unter anderem die Eulenleidenschaft von Pablo Picasso und Florence Nightingale, aber auch die mitunter unvorhersehbaren Gefahren: "Selbst Filme können eine Bedrohung darstellen: Die weltweite Popularität von Harry Potters Schneeeule Hedwig führte dazu, dass Tausende von Eulen gekauft und dann weggeworfen wurden, als ihre Besitzer die Kosten und den Aufwand für ihre Pflege erkannten."