Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Musik

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Efeu - Die Kulturrundschau vom 28.05.2024 - Musik

Paavo Järvi hat das Ende von Schostakowitschs Fünfter richtig verstanden, freut sich NZZ-Kritiker Christian Wildhagen nach dem Konzert des Tonhalle-Orchesters: "Bei Dirigenten, die nicht genau hinschauen, klingt das schnell, als wäre Beethoven, der Erfinder solcher Jubelschlüsse, nach Hollywood ausgewandert." Doch "in Wahrheit ist diese Fünfte jedoch ein Kassiber aus der finsteren Zeit des sogenannten Großen Terrors. Järvi macht dementsprechend den Zwang deutlich, unter dem hier gejubelt wird. Schon den zweiten Satz schärft er zur Groteske. ... Im Finale demaskiert Järvi die Musik dann endgültig: Deren kämpferische Rhetorik dröhnt so sinnentleert wie politische Worthülsen, und der Schluss ist nicht nur bedrängend langsam gedreht, er kippt auch um ins Brutale. In den letzten Takten scheinen Pauken und Schlagwerk die Musik selbst regelrecht ins Verstummen zu knüppeln. Das ist radikal, aber von der Partitur gedeckt. Und es stimmt nachdenklich: So gespielt, dürfte dieser Komponist auch in Putins schöner neuer Welt bald auf irgendeinem Index landen."

Ziemlich beeindruckend findet tazler Karl Bruckmaier das argentinische Trio Reynols, das der vom Down-Syndrom betroffene Schlagzeuger Miguel Tomasín mit den Gitarristen Alan Courtis und Roberto Conlazo aufgebaut hat und das es südamerikaweit zu einiger Popularität gebracht hat, jenseits davon aber kaum bekannt ist. "Mit unzähmbarem Größenwahn hat er das Selbstverständnis der aufstrebenden Rocker und Versuchsavantgardisten auf ein Level gebracht, auf dem Sinfonien für 10.000 Hühner möglich wurden, Konzerte, bei denen das Publikum gespielt worden ist oder der Eiffelturm." Die beiden Co-Musiker "genießen es, von Miguel in immer neue grandios verrückte Zusammenhänge gedrängt zu werden; sie lieben seinen Nichtgesang und seine erfundenen Textzeilen in fremdartigster, vertrautester Sprache, seine Anleihen bei Bolero und Schlager; sie vertrauen seinem oft rudimentären Spiel, das plötzlich zu einer Expertise finden kann, die einen staunen lässt. ... Kraut-Gedengel, schmalzgebackener Gesang, Drones, frühe Can oder The Fall? Es ist jedenfalls eine selten gehörte Freiheit, die eine Musik von Reynols antreibt."



Weitere Artikel: Du Pham freut sich in der taz über das Punkfanzine Ostsaarzorn, das noch nach alter Vätte Sitte aus dem Geist der absoluten Unabhängigkeit heraus produziert wird und sich in seiner aktuellen Ausgabe dem Thema "Punk & Jewishness" widmet. Frederik Hanssen porträtiert für den Tagesspiegel Ulrich Eckhardt, Leiter der Berliner Festspiele, als sie wirklich noch glamourös waren, der heute 90 Jahre alt wird.

Besprochen werden Diedrich Diederichsens Essaysammlung "Das 21. Jahrhundert" (FR), zwei Klavierkonzerte von Alexander Krichel und Cheng Zhang (VAN), das Album "Tide" des Quartetts Hilde (FR) sowie das Frankfurter Museumskonzert mit Schönberg und Verdi (FR).

Efeu - Die Kulturrundschau vom 27.05.2024 - Musik

Daniel Kothenschulte schreibt in der FR einen Nachruf auf den Filmmusik-Komponisten Richard Sherman, der die unvergesslichen Melodien zahlreicher Disney-Zeichentrickklassiker geschaffen hat. Wir erinnern uns:



Besprochen werden neue Bücher über Anton Bruckner (Standard) und ein Beethoven-Konzert der Wiener Philharmoniker mit Adam Fischer (Standard),

Efeu - Die Kulturrundschau vom 25.05.2024 - Musik

Was bleibt ein Jahr später vom Fall Till Lindemann? Das fragt sich Dirk Peitz in der Zeit angesichts eines Buchs und zweier Podcasts, die sich mit den strafrechtlich nicht aufgegriffenen Vorwürfen gegen den Rammstein-Sänger beschäftigen. Ob die Geschichte #MeToo eher genützt oder geschadet habe, ist laut Peitz völlig offen. Es fehlen da schlicht die Kriterien. Ein Dorn im Auge ist dem Autor ein nicht unbedeutender Aspekt der Auseinandersetzung: "Eine echte Schwäche der Diskussion in Deutschland ist nun der zwanglose, wenig reflektierte Umgang mit dem Begriff Macht. Zunächst einmal ist Macht keine juristische oder gar strafrechtlich relevante Kategorie. Benutzt man das Wort also, erweitert man implizit mögliches Fehlverhalten etwa von Männern weit über das hinaus, wofür sie von einem Gericht verurteilt werden könnten. Das ist im Sinne einer Verbesserung der Geschlechtergerechtigkeit oder auch bloß einer Forderung nach Anstand und also anständigem Verhalten völlig richtig - bloß ist ebenso völlig unklar, was genau Macht sein soll. Dieser Begriff ist entgrenzt und entgrenzend, er kann alles und nichts bedeuten und seine Verwendung droht wahllos zu werden."

Wolfgang Sandner zeigt sich in der FAZ begeistert von den Liedern der chilenischen Sängerin Camila Meza, die im Sendesaal des Hessischen Rundfunks mit der hr-Bigband musiziert. Meza, weiß er zu berichten, ist "keine Agitatorin. Ähnlich wie bei Violeta Parra, der großen Volkssängerin, Liedermacherin und Sozialkritikerin ihres Landes, von der sie 'El amor' und 'En los jardines humanos' in ihr Programm aufgenommen hat, ist auch ihr Gesang, etwa wenn sie das überaus populäre 'Cucurrucucu Paloma' nur sich selbst auf der Gitarre begleitend und ohne allen Folklore-Kitsch interpretiert, mit einem Trauergestus umgeben, in den alles Leid der Menschheit eingewoben zu sein scheint. Hier singt sie mit einer Inbrunst, zugleich mit einem Nuancenreichtum bis in nahezu unhörbar hohe Frequenzen, die einem den Atem verschlagen." In der FR findet Stefan Michalzik ebenfalls Gefallen an der Kombination Meza-Bigband.



Außerdem: François-Xavier Roth, Dirigent des Kölner Gürzenich-Orchesters, lässt nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung seine Arbeit vorläufig ruhen, weiß Zeit Online. Robert Miessner freut sich in der taz auf die Musikfestivals des Sommers. Joachim Göres erklärt uns ebenfalls in der taz, was es mit "Rudelsingen" auf sich hat. Wolfgang Sandner gratuliert in der FAZ dem Jazz-Saxofonisten Marshall Allen zum 100. Geburtstag. Guido Holze stellt in der FAZ die Arbeit des Kulturkreises Taunus-Rhein-Main vor, der junge Musiker fördert. Das Klassikfestival Bad Kissingen experimentiert mit Techno, berichtet Eva-Maria Magel ebenfalls in der FAZ. In Berlin findet, wie Stefan Hochgesand in der Berliner Zeitung durchgibt, am Sonntag ein Konzert statt, das dem Gedenken an die Hamas-Geiseln gewidmet ist.

Besprochen werden Yaya Beys Album "Ten Fold" (taz), ein Konzert des Geräuschmusikers Fred Firth im Berliner Exploratorium (taz), ein von Yoel Gamzou dirigiertes Mahler-Konzert des Hessischen Staatsorchesters (FAZ), ein Konzert des HR-Sinfonieorchesters mit Werken von Mozart, Webern und Bruckner (FR), das Talking-Heads-Tributalbum "Everyone's Getting Involved: A Tribute to Talking Heads' Stop Making Sense" (SZ), ein Konzert der Wiener Symphoniker im Wiener Konzerthaus mit Musik von Mozart und Bruckner (Standard), ein Auftritt des Neoklassik-Soundkünstlers Nils Frahm im Linzer Brucknerhaus (Standard) und Dua Lipas Album "Radical Optimism" (FR).

Efeu - Die Kulturrundschau vom 24.05.2024 - Musik

Für die SZ trifft sich Jakob Biazza mit Gitarrist Slash, der aktuell mit ein paar Freunden das Album "Orgy Of The Damned" aufgenommen hat und erklärt, warum er heute keine frauenverachtenden Songs mehr schreiben würde. Für den Tagesspiegel sprechen Sabrina Patsch und Christiane Peitz mit dem Geigenbauer Matteo Compagna. Besprochen wird das neue Billie-Eilish-Album "Hit Me Hard and Soft" (taz), das Album "9 Leben" von Jace & Dexter (taz) und das Album "Glasgow Eyes" der schottischen Band "The Jesus and Mary Chain" (FR).

Efeu - Die Kulturrundschau vom 23.05.2024 - Musik

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In der taz erinnert Ulrich Gutmair - unter anderem weil mit "Magnetizdat DDR" gerade ein Band über Underground-Punk in der DDR erschienen ist - an die Punk-LP "eNDe. DDR von unten", die erste Veröffentlichung von DDR-Undergroundbands auf Vinyl, auf der unter anderem die Malerin Cornelia Schleime mit ihrer Band "Zwitschermaschine" und die von den Brüdern Dieter "Otze" und Klaus Ehrlich mit Andreas "Dippel" Deubach gegründete Band Schleim-Keim zu hören ist: "Schleim-Keim spielen darauf rabiat-räudigen Punk, sehr einfach, aber voller Wucht. Cornelia Schleime hat deren Schlagzeuger 'bewundert, der durch sein Gedresche den ganzen Scheißhaufen DDR zerlegen wollte'. Die Texte, die der schon vor fast zwanzig Jahren in der Psychiatrie verstorbene Sänger Dieter 'Otze' Ehrlich aus seinen Eingeweiden herauspresste, erzählten nichts anderes: 'Du bist zur Norm geboren. Schaffst du keine Norm, bist du hier verloren.' Das Gegenprogramm hieß: 'Untergrund und Anarchie, Untergrund ist stark wie nie.' Kaum war 'eNDe' erschienen, klopfte die Erfurter Stasi bei Schleim-Keim an. Das focht Otze nicht an, selbst wenn er in U-Haft saß, dirigierte er die Geschicke seiner Band." Wir erinnern uns mit:



Im Tagesspiegel verkündet Frederik Hanssen: Chefdirigentin Joana Mallwitz bekommt ab Sommer 2025 mit Tobias Rempe im Berliner Konzerthaus einen neuen Intendanten an ihre Seite: "In einer Gesprächsrunde, die geradezu an ein Love-In erinnert, schwärmen dann alle Beteiligten vom Gleichklang ihrer Herzen und Hirne: Chefdirigentin Joana Mallwitz sieht sich in allen inhaltlichen wie organisatorischen Fragen ganz auf einer Linie mit Tobias Rempe und der Bratschist Matthias Benker vom Orchestervorstand jubiliert beim Blick in die gemeinsame Zukunft: 'Was willste mehr?' Raus in die Stadt soll das Konzerthaus nach dem Willen des neuen Intendanten streben, Kontakt zu verschiedensten Communities suchen, um dann möglichst viele Menschen ins Konzerthaus zu locken, in diesen 'Überwältigungsort', wie es Joana Mallwitz formuliert."

Weitere Artikel: In der Welt singt Michael Pilz eine Hymne auf die Mundharmonika. Das VAN-Magazin resümiert die in der französischen Wochenzeitung Le Canard enchainé von sieben Frauen und Männern erhobenen Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den französischen Dirigenten François-Xavier Roth. Ebenfalls im VAN-Magazin spricht die Dirigentin und Sängerin Barbara Hannigan, die ab der Saison 2025/26 Chefdirigentin und Künstlerische Leiterin des Iceland Symphony Orchestras wird, über ihre Pläne.

Besprochen werden Billie Eilishs neues Album "Hit Me Hard And Soft" (Zeit), die "Pantonale" im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie (taz) und das letzte Shellac-Album "To All Trains", das jetzt nach dem Tod von Steve Albini erschienen ist (Zeit Online). Wir hören rein:

Efeu - Die Kulturrundschau vom 22.05.2024 - Musik

Robin Passen berichtet in der FAZ begeistert vom Klassikfestival "Chamber Music connects the World" der Kronberg Academy. Der Verdacht, kleinformatige Klassikensembles seien nicht mehr zeitgemäß, kommt hier gar nicht erst auf, freut sich der Rezensent. Zu den Höhepunkten "zählt das Klavierquintett in g-Moll des Dvořák-Schwiegersohns Josef Suk, das in Kronberg von einem Ensemble um den Bratschisten Lawrence Power zu einem solchen Ereignis wurde, dass man sich im Anschluss fragte, wieso sich das Werk nicht schon längst in den Programmen etabliert hat. Johannes Brahms war begeistert davon; die Wucht, Farbenpracht und Melodiefülle sprechen aber ganz unmittelbar für sich."

Hymnisch bespricht Christiane Peitz im Tagesspiegel ein Recital der litauischen Sängerin Asmik Grigorian im Berliner Kammermusiksaal. Gegeben wurden Lieder von Tschaikowsky und Rachmaninow. Grigorian verleiht "all diesen Miniaturen über vergebliche Liebe, verwehrte Sehnsüchte oder den im Jenseits geträumten Traum vom irdischen Glück nie den Eindruck des Inszenierten, schon gar nicht eines affektierten Selbstmitleids. Im Gegenteil, ihr Duktus des Selbstverständlichen frappiert. Als sei das Singen die natürlichste Ausdrucksweise der Welt und gehe dem Sprechen voraus.

Außerdem: Rudolph Tang berichtet in Van über Probleme an chinesischen Musikhochschulen.

Besprochen werden Billie Eilishs Album "Hit Me Hard and Soft" (FR) sowie "A Thought Is Not a Feeling", das Debütalbum der Band Tiflis Transit (taz Berlin). Eine Hörprobe:

Efeu - Die Kulturrundschau vom 21.05.2024 - Musik

Der Auftritt des "Jerusalem Quartet" im Amsterdamer Concertgebouw war nach antiisraelischen Protesten aus Sicherheitsgründen abgesagt worden, nach Protesten unter anderem von Martha Argerich und Simon Rattle fand das Konzert schlussendlich doch statt, atmet Geertjan de Vugt in der SZ auf, auch weil drinnen nicht der Protestlärm von draußen zu hören war: "Stattdessen hört das Publikum mit offensichtlicher Begeisterung, wie das Quartett die Musik Ben-Haims spielt, und ein wenig liegt in der Luft: als sei es die letzte Gelegenheit. Es ist künstlerisch vielleicht nicht zu gewagt, von einer Wiederentdeckung zu sprechen: Das Stück, op. 21, das der israelische Komponist 1937 geschrieben hat, vier Jahre nach seiner Übersiedlung ins damalige Palästina, wird in den Niederlanden nicht oft aufgeführt. Es sind darin arabische wie europäische Traditionen verarbeitet. Kennzeichnend für das Jerusalem Quartet, von dem zwei Mitglieder bereits in Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra gespielt haben, sind Einflüsse aus nicht-westlichen Kulturen." Das Konzert zum Nachhören:



Weitere Artikel: Im taz-Interview spricht Mèhèza Kalibani, Kurator des Open-Air-Festivals "DIGGAHH" über koloniale Hinterlassenschaften in Hamburg.

Besprochen werden das neue Billie-Eilish-Album "Hit Me Hard And Soft" (Welt), der Auftakt der AC/DC-Europatournee in Gelsenkirchen ("Wie immer. Also absolut fantastisch", urteilt Jakob Biazza in der SZ), Günter Attelns Film "Momentum" über Joana Mallwitz (Tsp), das Festival "Lied Basel" (NZZ) und das neue Vampire-Weekend-Album "Only God Was Above Us", das den FR-Kritiker Stefan Michalzik mit einem ganzen Strauß an Referenzen von Disco, Jazz, Klavierballaden und typischem "Vampire-Weekend-Afrogalopp" umhaut. Wir hören rein:

Efeu - Die Kulturrundschau vom 18.05.2024 - Musik

Die Feuilletons hören sich weiter fleißig durch "Hit Me Hard and Soft", das neue, dritte Billie-Eilish-Album (siehe auch hier). Harald Staun zeigt sich in der FAZ angetan von Eilishs Vielseitigkeit: "Auf 'Hit Me Hard and Soft' entwickelt sich ein einzigartiges Drama, eine chemische Reaktion der Mischung von Härte und Weichheit, die sich vor allem bei den radikalen Schnitten in einzelnen Songs zeigt, die allerdings nie auseinanderfallen. 'L'Amour De Ma Vie' legt mit heimorgelndem Walzerrhythmus die falsche Fährte eines versöhnlichen Abgesangs über eine gescheiterte Beziehung aus, bis das Stück für die letzten zwei Minuten plötzlich in spöttischen Autotune kippt: 'You were so mediocre / And we're so glad it's over now'."

Auch Cornelius Pollmer kommt in der SZ auf seine Kosten: "Billie Eilish singt in der für sie typischen Weise oft wispernd, mit einem Nichts von Hauchen, sie ist auffälliger denn je aber auch bei voller Stimme. Schnurgerade Hits werden angedeutet, stellen sich dann aber jeweils als wenigstens zweiteilige Komplexität heraus und biegen (etwa in der Mitte der für das Tiktokozän erstaunlich langen Stücke) ziemlich lustvoll ab ins weniger Gefällige." Für den Standard hört Christiane Schachinger Eilish, für den Tagesspiegel Nadine Lange, für die Welt Marie-Luise Goldmann.

Außerdem: Albrecht Selge besucht für die FAS Barnaby Weiler, den Gründer des Berliner Klavierfestivals. Das Jerusalem Quartet wird, wie die FAZ berichtet, nun doch im Amsterdamer Concertgebouw auftreten, nachdem zwei Konzerte zunächst wegen Sicherheitsbedenken abgesagt worden waren. Eleonore Büning portraitiert in der NZZ die Komponistin Unsuk Chin, die den Ernst-von-Siemens-Preis erhält.

Besprochen werden ein Konzert von King Gizzard & The Lizard Wizard in der Offenbacher Stadthalle (FR), Richard Hawleys Album "In This City They Call You Love" (taz), ein Konzert der Sängerin Nina Chuba in der Berliner Max Schmeling Halle (Berliner Zeitung) und Arab Straps Album "I'm Totally Fine With It Don't Give a Fuck Anymore" (Standard). Wir hören in letzteres rein:

Efeu - Die Kulturrundschau vom 17.05.2024 - Musik

Billie Eilishs drittes Studioalbum dreht sich um lesbischen Oralsex, Trennungsschmerz, kommt mit Balladen, aber auch dickem Bass daher - trotzdem wird Nadine Lange im Tagesspiegel nicht rundum glücklich: "Ambitionierte Klangkombinationen und überraschende Wendungen prägen einige der zehn neuen Lieder, wobei es mitunter - beispielsweise im zerfasernden 'Bittersuite' - so scheint, als seien Billie Eilishs Bruder Finneas beim Produzieren mal kurz die Pferde durchgegangen, ohne dass es den Song am Ende jedoch voranbringt. Beim fünfeinhalbminütigen 'L'amour De Ma Vie' lässt er eine dynamische Trennungsballade etwa in der Mitte in ein völlig neues Stück übergehen, das einen schnellen Technobeat mit Achtziger-Synthies und verzerrtem Gesang kombiniert. Inhaltlich hat dieser Shift allerdings Sinn, denn es geht darum, dass jemand nach dem Beziehungsaus schnell weitergezogen ist. Doch eigentlich hätte man auch gern ein komplettes Lied in dieser Aufmachung gehört oder wäre bei der Ballade geblieben."

Wir hören rein:



In der Welt fragt Andreas Rosenfelder, warum einen die Türsteher von Berliner Techno-Clubs plötzlich darüber belehren, dass sie "Pro-Palästina" sind. "Was sollte diese Mitteilung, die jedem neuen Gast wie eine Losung zugerufen wurde? Man muss sie wohl als Einlasskriterium interpretieren: Wer nicht widerspricht, stimmt der 'Pro-Palästina'-Haltung (was auch immer sich hinter der Formel verbirgt) stillschweigend zu. Wer hingegen ein Problem damit hat oder sich sogar als 'Pro-Israel' outet, hat im Club nichts verloren. ... Genau die 'pro-palästinensischen' Aktivisten, die bei jeder Ausladung über einen 'neuen McCarthyismus' klagen, haben unter Kulturschaffenden einen gnadenlosen Bekenntniszwang durchgesetzt, der an die paranoide Moskauer Kunstszene der Stalin-Ära erinnert, wo selbst ein richtiges Bekenntnis zur falschen Zeit in den Gulag führen konnte. Wie damals dient das symbolische Bekenntnistheater auch heute vor allem der Simulation von Politik."
Stichwörter: Eilish, Billie

Efeu - Die Kulturrundschau vom 16.05.2024 - Musik

Rudolph Tang berichtet für VAN von den MeToo-Kontroversen am Zentralen Musikkonservatorium (CCOM) in Peking. "Auch wenn diese Anschuldigungen unbewiesen sind, machen sie doch auf strukturelle Probleme aufmerksam, auf Machtmissbrauch und Korruption an chinesischen Konservatorien. Hier haben die Entscheidungsträger große Spielräume bei den Zulassungsentscheidungen, Kontrollmechanismen gibt es wenige. ... Während chinesische Konservatorien denselben Antikorruptionsmaßnahmen unterliegen, auf deren Umsetzung Xi Jinping auch in anderen Bereichen der chinesischen Gesellschaft drängt, kann dieser Vorwurf genutzt werden, um potenzielle Konkurrenten auszuschalten - was bedeuten kann, dass auch nach dem Personalwechsel weiterhin Schmiergelder gezahlt werden, nur dass dann eine andere Person die Hand aufhält. Bevor solche Fälle, die Parteimitglieder von mittlerem bis hohem Rang betreffen, vor Gericht landen, ermittelt die Partei, um sicherzugehen, dass keine sensiblen Informationen an die Öffentlichkeit dringen." Dazu passend liest Merle Krafeld für VAN das Positionspapier der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen zum Umgang mit Machtmissbrauch.

Weitere Artikel: Florian Zinnecker porträtiert in der Zeit den 27-jährigen Pianistenstar Julius Asal. In der FAZ gratuliert Wolfgang Sandner dem Jazz-Schlagzeuger Billy Cobham zum 80. Geburtstag. Dierk Saathoff schreibt in der Jungle World einen Nachruf auf den Produzenten Steve Albini (weitere Nachrufe hier). Besprochen werden Günter Attelns Kino-Porträtfilm "Joana Mallwitz - Momentum" (SZ, FD), das neue Soloalbum der Portishead-Sängerin Beth Gibbons (Standard, Welt), Adrianne Lenkers "Bright Future" (FR)  und ein Konzert von Julia Fischer in Frankfurt (FR).